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EU FLUGGASTRECHTE

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Hallo,

ich habe mir schon sehr viel in diesem Forum durchgelesen. Und würde von Ihnen gerne erfahren, ob ich mit den Ansprüchen/Rechten richtig liege, die wir gegenüber germnia geltend machen wollen.

Die Fakten:

Unser ursprünglich geplannter Flug.

Düsseldorf nach Zakynthos > Abflug 7:10 Uhr

Nun kam 13 Tage vor Abflug die Benachrichtigung, dass der Flug auf:

15:45 Uhr verschoben wurde.

Also fast 9 Stunden später. Das kommt für uns nicht in Frage.

Ist es richtig, dass wir

1) Eine kostenlose Stornierung verlangen können?

2) Eine Ausgleichzahlung von 400€ pro Person verlagen können?

Da:

a) Die Strecke länger als 1500 km ist.

b) Sie uns keine anderweitige Beförderung max 2 Stunden vor und max 4 Stunden nach der ursprünglichen Flugzeit angeboten haben

c) Das Flugunternehmen in der EU liegt.

Liege ich mit meinen Annahmen richtig?

In welcher Reihenfolge gehen wir vor?

Erst den Flug stornieren? Und später die Ausgleichzahlungen einfordern?

Wir müssen jetzt auf jeden Fall einen neuen, deutlich teureren Flug buchen. Was einfach ärgerlich ist.
Gefragt in Flugzeitenverschiebung von
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1 Antwort

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Hallo,

Sie wurden 13 Tage vor Ihrem Abflug nach Griechenland darüber informiert, dass der Flug von Germania, der eigentlich auf 7:10 angesetzt war, um 9 Stunden nach hinten verschoben wurde. Das ist natürlich sehr ärgerlich. 

jetzt fragen sie sich zu Recht, welche Ansprüche sie gegen Germania geltend machen können.

Flugzeitenverschiebungen sind auch in der EU-Fluggastrechteverordnung. Danach können sich Ansprüche bei Annulierungen ergeben, zum Beispiel aus Artikel 5 EU-VO:

Eine Annulierung ist dabei dann gegeben, wenn ein Flug nicht so durchgeführt werden kann wie geplant und der Start deshalb aufgegeben wird. So sagt der EuGH.  ( das Urteil ist leicht zu finden, wenn du bei Google eingibst: EuGH 13.10.2011 Az.: C-83/10 reise-recht-wiki.de).

Euer Hinflug wurde um 9 Stunden verlegt. Hier stellt sich zunächst die Frage, ob sich die Flugnummer geändert hat. Denn es kann sein, dass der ursprüngliche Flug aufgegeben wurde, und ihr deshalb umgebucht wurdet. Dann würde es sich nicht mehr um denselben Flug handeln. Er würde auf jeden Fall nicht so durchgeführt werden können wie geplant.

AG Hannover, Urteil vom 21.04.2011, AZ: 512 C 15244/10 (einfach zu finden, wenn du bei Google AG Hannover 512 C 15244/10 reise-recht-wiki.de eingibst)
Bei einer Vorverlegung eines Fluges entspricht dies einer Annullierung des ursprünglichen Fluges, wenn die Vorverlegung um mehr als zehn Stunden beträgt.

Dem AG Hannover nach ist bei einer Vorverlegung eines Fluges eine zeitliche Grenze von 10 Stunden zu fordern. Diese Grenze würdet ihr nicht erreichen. Es kann aber sein, dass, da ja immer im Einzelfall entschieden wird, die Situation,  und insofern diese Grenze zu modifizieren wäre.

Das ist für mich nicht zu beurteilen, und müsste denke ich wie gesagt im Einzelfall durch ein Gericht bestimmt werden - falls der Dialog mit eurer Airline, und möglicherweise auch die Unterstützung eines Anwalts euch nicht weiterbringen.

Angenommen aber, eine Annulierung läge vor. Artikel 5 verweist dann auf weitere Artikel, aus denen sich dann Ansprüche ergeben können:

(1) Bei Annullierung eines Fluges werden den betroffenen Fluggästen

a) vom ausführenden Luftfahrtunternehmen Unterstützungsleistungen gemäß Artikel 8 angeboten,

b) vom ausführenden Luftfahrtunternehmen Unterstützungsleistungen gemäß Artikel 9 Absatz 1 Buchstabe a) und Absatz 2 angeboten und im Fall einer anderweitigen Beförderung, wenn die nach vernünftigem Ermessen zu erwartende Abflugzeit des neuen Fluges erst am Tag nach der planmäßigen Abflugzeit des annullierten Fluges liegt, Unterstützungsleistungen gemäß Artikel 9 Absatz 1 Buchstaben b) und c) angeboten und

c) vom ausführenden Luftfahrtunternehmen ein Anspruch auf Ausgleichsleistungen gemäß Artikel 7 eingeräumt, es sei denn,

i) sie werden über die Annullierung mindestens zwei Wochen vor der planmäßigen Abflugzeit unterrichtet, oder

Da ihr 13 Tage vor Abflug informiert wurdet, seid ihr also innerhalb dieser Frist,  ein Anspruch auf Ausgleichszahlungen nach Artikel 7. würde theoretisch bestehen:

(1) Wird auf diesen Artikel Bezug genommen, so erhalten die Fluggäste Ausgleichszahlungen in folgender Höhe:

a) 250 EUR bei allen Flügen über eine Entfernung von 1500 km oder weniger,

b) 400 EUR bei allen innergemeinschaftlichen Flügen über eine Entfernung von mehr als 1500 km und bei allen anderen Flügen über eine Entfernung zwischen 1500 km und 3500 km,

c) 600 EUR bei allen nicht unter Buchstabe a) oder b) fallenden Flügen.

Alternativ könntet ihr, siehe Artikel 8, euch auch anders entscheiden:

(1) Wird auf diesen Artikel Bezug genommen, so können Fluggäste wählen zwischen

a) – der binnen sieben Tagen zu leistenden vollständigen Erstattung der Flugscheinkosten nach den in Artikel 7 Absatz 3 genannten Modalitäten zu dem Preis, zu dem der Flugschein erworben wurde, (...)

b) anderweitiger Beförderung zum Endziel unter vergleichbaren Reisebedingungen zum frühestmöglichen Zeitpunkt oder

c) anderweitiger Beförderung zum Endziel unter vergleichbaren Reisebedingungen zu einem späteren Zeitpunkt nach Wunsch des Fluggastes, vorbehaltlich verfügbarer Plätze.

Ihr könnt also auch eine Erstattung der Flugscheinkosten verlangen, und dann auf eigene Faust einen anderen Flug buchen. Ihr würdet denke ich den kompletten Flugpreis zurückerhalten, so zumindest auch die Rechtsprechung zu Artikel 8:

KG Berlin, Urteil vom 12.08.2014, Az.: 5 U 2/12 (ganz einfach zu finden, wenn Du bei Google eingibst: KG Berlin, 5 U 2/12 reise-recht-wiki.de)

Ein Entgelt für die Bearbeitung stornierter oder nicht angetretener Flüge darf eine Fluggesellschaft nicht verlangen.

LG Frankfurt, Urteil vom 08.06.2014, AZ: 2-24 S 152/13 (ganz einfach zu finden, wenn Du bei Google eingibst: LG Frankfurt 2-24 S 152/13 reise-recht-wiki.de)

Die Fluggesellschaft muss auch den verbleibenden Flugpreis zurückzahlen, wenn sie nicht nachweist, welche Erlöse durch einen anderweitigen Ticketverkauf erzielt wurden oder welche weitere Kosteneinsparung zu verzeichnen war. Dies gilt insbesondere bei Stornierungen lange vor Flugantritt.

Aber ganz sicher ist man sich nie. Deswegen empfehle ich, einen Anwalt zu Rate zu ziehen. Hier könnte ihr sicherlich fündig werden:

https://www.flugrechte.eu/index.php?qa=615&qa_1=guter-fachanwalt-reiserecht&show=615#q615

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