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Hallo liebes Team,

Ich verzweifle langsam ein bisschen.

Folgender Fall:

Flug mit Easyjet von Düsseldorf nach Berlin gegen Abend am 10.05.19 - Erst hieß es kleine Verspätung, etwas später wurde der Flug auf einen Tag später verlegt (Überschreitung der Arbeitszeiten u.s.w.).

Ersatzflieger sollte erst 14h später fliegen. Für mich auf Grund diverser Termine inakzeptabel. Daher nach Möglichkeit der Übernahme von Zugticket gefragt. Bestätigt, allerdings müsste ich in Vorkasse gehen und später mein Geld zurück verlangen.

Natürlich habe ich das ZugTicket gekauft, da ich sonst meine Termine nicht geschafft hätte. Schließlich bin ich völlig übermüdet in Berlin angekommen um 05:30- jedoch immer noch besser als 14h später mit dem Ersatzflug.

Flugticket bekam ich erstattet, die Ausgleichszahlung sowie die Erstattung des Zugtickets bleibt mir jedoch verwährt, da ich den Ersatzflieger nicht angetreten sei. Das Amtsgericht hat jedoch schon länger beschossen, dass man für diese Entschädigungen auch keinen Ersatzflug in Anspruch genommen haben muss. Also gezielte Fehlinformation seitens Easyjet.

Wollte mir jetzt einen Anwalt der gelobten Bartholl Kanzlei zur Hilfe nehmen. Auch weil ich gelesen habe, dass komplett alle Anwaltskosten im Rechtsfall von EJ übernommen werden müssten. Das Honorar sei aber davon ausgeschlossen hieß es. Das wären um die 400€ für mich.. Also sogar mehr, als ich von Easyjet überhaupt zurück bekomme. Auch spricht er nur über die Erstattung des Flugpreises? Die habe Ich ja sogar schon (36€..). Ich bin ein bisschen verwirrt. Ich habe aber ziemlich sicher die richtige Kanzlei kontaktiert.

Tja, was mache ich jetzt? Selber einen Mahnbescheid schreiben? Oder eine andere Kanzlei kontaktieren?

Wäre über eure Hilfe sehr dankbar. 250€ + 130€ fürs Zugticket sind ne menge Geld & nach Recherche stehen die mir bei einer insg. Verspätung von über 14h auch zu..

Beste Grüße & Danke schön jetzt!
Gefragt in Neue Fluggastverordnung von (120 Punkte)
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Bei Ihrem Flug kam es zu einer Verspätung von 14 Stunden. Sie buchten daher einen Zug zu Ihrem Ziel. 

Nun fragen Sie nach Ihren Ansprüchen. Diese ergeben sich aus der Europäischen Fluggastrechte Verordnung. 

Es kommt zunächst einmal ein Anspruch auf Ausgleichszahlungen nach Artikel 7 der EU-Fluggastrechteverordnung wegen einer großen Verspätung in Betracht: 

a)    Bei einer Verspätung von 2 Stunden auf einer Strecke von 1500km oder weniger > 250€

b)   Bei einer Verspätung von 3 Stunden bei allen innergemeinschaftlichen Flügen über eine Entfernung von mehr als 1.500 km und bei allen anderen Flügen über eine Entfernung zwischen 1.500 km und 3.500 km > 300 €

c)    Bei einer Verspätung von 4 oder mehr Stunden bei allen nicht unter Buchstabe a) oder b) fallenden Flügen > 600 €

Dieser Anspruch auch nicht dadurch, dass Sie den Ersatzflug nicht wahrgenommen haben: 

Amtsgericht Hamburg, Urteil vom 26.04.2016  - 12 C 328/15 

Der Antritt des verspätet durchgeführten Fluges ist keine Voraussetzung für Ausgleichsanspruch nach der Flug­gast­rechte­verordnung. Bereits eine vor Abflug feststehende Ankunftsverspätung kann einen Ent­schädigungs­anspruch begründen. 

Sie haben meines Erachtens also zunächst einmal einen Anspruch auf die 250 EUR. 

Die Erstattung der Zugkosten könnten sich aus einem weitergehenden Schadensersatzanspruch aus Art. 12 VO Nr. 261/2004 ergeben: 

Art. 12 Weiter gehender Schadensersatz 

(1) Diese Verordnung gilt unbeschadet eines weiter gehenden Schadensersatzanspruchs des Fluggastes. Die nach dieser Verordnung gewährte Ausgleichsleistung kann auf einen solchen Schadensersatzanspruch angerechnet werden.

So auch folgendes Urteil: 

LG Frankfurt a.M., Urteil vom 15.03.2011, Az 2-24 S 1/11 (Das Urteil können Sie im Volltext im Internet finden. Dazu einfach: "Az 2-24 S 1/11 reise-recht-wiki" bei Google eingeben)

Neben den Ansprüchen auf eine Ausgleichszahlung kann auch ein Anspruch auf weitergehender Schadensersatz bestehen. Dies betrifft jeden Schaden, der direkt durch die Annullierung hervorgerufen wird, beispielsweise zusätzliche Flugkosten für einen Alternativflug.

Ein solcher Schadensersatzanspruch könnte sich aus Art. 19 des Montrealer Übereinkommens ergeben:

Der Luftfrachtführer hat den Schaden zu ersetzen, der durch Verspätung bei der Luftbeförderung von Reisenden, Reisegepäck oder Gütern entsteht. Er haftet jedoch nicht für den Verspätungsschaden, wenn er nachweist, dass er und seine Leute alle zumutbaren Maßnahmen zur Vermeidung des Schadens getroffen haben oder dass es ihm oder ihnen nicht möglich war, solche Maßnahmen zu ergreifen.

Sie können also die Kosten erstattet verlangen, die Ihnen durch die Annullierung entstanden sind. So auch folgende Urteile:

AG Wedding, Urt. v. 25.03.2011, Az: 16 C 167/10 (Das Urteil können Sie im Volltext im Internet finden. Dazu einfach: "Az: 16 C 167/10 reise-recht-wiki" bei Google eingeben)

Entsteht einem Reisenden ein Schaden in direkter Folge einer Flugverspätung i.S.d Art. 19 MÜ, so hat die Airline diesen in vollem Umfang zu ersetzen.

LG Landshut, Urt. v. 14.12.2016, Az: 13 S 1146/16 (Das Urteil können Sie im Volltext im Internet finden. Dazu einfach: "Az: 13 S 1146/16 reise-recht-wiki" bei Google eingeben)

Entstehen dem Reisenden Mehrkosten durch einen Ersatzflug, muss das Flugunternehmen diese auch bei rechtzeitiger Information erstatten.

Sie haben meines Erachtens also einen Anspruch auf Ausgleichszahlungen und eine Erstattung der Zugkosten.

Allerdings sollten Sie beachten, dass jeder Einzelfall nach seinen speziellen Umständen beurteilt werden muss. Sie sollten daher darüber nachdenken, ob Sie nicht einen Fachanwalt zu Rate ziehen wollen.

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