Hallo Herr Braun,
Auf Ihrem Flug von Düsseldorf nach Hamburg wurde Ihr Koffer beschädigt und der angebrachte Koffergurt wurde abgerissen und verschwand. Sie fragen sich nun, welche Ansprüche Ihnen dadurch gegen Eurowings zustehen.
(1) Gepäckbeschädigung
Dazu ist es unabdinglich zunächst zu klären, was genau unter der Beschädigung von Gepäck zu vestehen ist.
Dazu das folgende Urteil:
BGH, Urteil vom 24.05.2000, Az.: I ZR 84/98
Danach wird eine Gepäckbeschädigung angenommen, wenn eine körperliche Verschlechterung und wertmindernde Einwirkung durch Substanzverletzung des aufgegebenen Reisegepäcks vorliegt. Wenn der Fluggast sein aufgegebenes Gepäck durch Brüche, Kratzer, Schrammen, Verbiegungen, Verschmutzungen oder sonst in erheblich beeinträchtigtem Zustand zurückerhält, dann liegt ein Gepäckschaden vor. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes reicht sogar bereits der reine Schadensverdacht aus, dass das Reisegepäckstück eventuell im Wert vermindert sein könnte.
Bei einer offensichtlichen Beschädigung des Gepäcks, wie beispielsweise Kratzer oder Dellen ist eine Gepäckbeschädigung leicht zu erkennen. Nun fehlt in Ihrem Fall jedoch auch die Koffergurt und Eurowings ist der Meinung, dass dieses keine Gepäckbeschädigung darstellt. Nach dem Urteil des BGH ist eine Gepäckbeschädigung bei einer körperlichen Verschlechterung anzunehmen. Eine Entfernung des Kofferbandes ist meines Erachtens eine körperliche Verschlechterung und stellt deshalb auch eine Gepäckbeschädigung da.
(2) Anspruchsgrundlage
Dabei stehen Ihnen Ansprüche aus dem Montrealer Übereinkommen (MÜ) zu.
Nach dem Art.17 MÜ hat der Luftfrachtführer den Schaden zu ersetzen, der durch Zerstörung, Verlust oder Beschädigung von aufgegebenem Reisegepäck entsteht, jedoch nur, wenn das Ereignis, durch das die Zerstörung, der Verlust oder die Beschädigung verursacht wurde, an Bord des Luftfahrzeugs oder während eines Zeitraums eingetreten ist, in dem sich das aufgegebene Reisegepäck in der Obhut des Luftfrachtführers befand.
Der Luftfrachtführer haftet jedoch nicht, wenn und soweit der Schaden auf die Eigenart des Reisegepäcks oder einen ihm innewohnenden Mangel zurückzuführen ist.
Das Gepäck befand sich in der Obhut von Eurowings. Deshalb müssen diese auch für die Beschädigung haften.
BGH, Urteil vom 05.12.2006, Az.: X ZR 165/03 (Das Urteil können Sie im Volltext im Internet finden. Dazu einfach: „Az.: X ZR 165/03 Reise-Recht-Wiki“ bei Google eingeben)
Eine Beweiserleichterung erfährt der Fluggast zudem durch die Regeln des Artikel 18 Ziffer 4 Satz 2 MÜ, nach denen „bis zum Beweis des Gegenteils“ durch die Fluggesellschaft zu Gunsten des Fluggastes „vermutet“ wird, „dass der Schaden durch ein während“ des Fluges eingetretenes Ereignis verursacht worden ist, welches die Fluggesellschaft zu vertreten hat. Fluggesellschaften dürfen die günstigen Fluggastrechte bezüglich der Gepäckhaftung nicht durch AGB einschränken.
(3) Betrag
In welcher Höhe der Schaden ersetzt wird, wird durch Art. 22 Abs. 2 MÜ festgelegt. Danach haftet der Luftfrachtführer unter anderem bei Beschädigung vom Reisegepäck bis zu einem Betrag von 1.000 Sonderziehungsrechten je Reisenden. Die Art der Umrechnung dieser Beträge ist dem Art. 23 Abs. 1 MÜ zu entnehmen. Die Sonderziehungsrechte werden in einem gerichtlichen Verfahren in die jeweilige Landeswährung umgerechnet.
Sie haben meines Erachtens also einen Anspruch auf einen Ersatz des Schadens. Sie sollten also weiter versuchen, Ihre Ansprüche gegen Eurowings geltend zu machen. Auch das zu Rate ziehen mit einem Fachanwalt erscheint manchmal nicht von Nachteil.