Euer Flug wurde storniert, und euch leider nur die Hälfte des Tickets zurückgezahlt. Ihr fragt euch an wen ihr euch nun wenden müsst, um den vollen Betrag zu erhalten - an Expedia, oder Air Namibia.
Du sprichst schon EU Rechte an, und in der Tat denke auch ich erst einmal an die EU-Fluggastrechteverordnung.
Im Fall einer Annulierung, wie du sagst bei dir vorliegend, haben Fluggäste nach Artikel 5 und Artikel 8 EU-VO einen Anspruch auf Erstattung:
(1) Wird auf diesen Artikel Bezug genommen, so können Fluggäste wählen zwischen
a) – der binnen sieben Tagen zu leistenden vollständigen Erstattung der Flugscheinkosten nach den in Artikel 7 Absatz 3 genannten Modalitäten zu dem Preis, zu dem der Flugschein erworben wurde, (...)
Und zwar gegenüber der Airline, und so wie es aus diesem Artikel hervorgeht auch die vollständige Erstattung, nicht nur die Hälfte.
Die in Artikel 7 genannten Modalitäten:
(3) Die Ausgleichszahlungen nach Absatz 1 erfolgen durch Barzahlung, durch elektronische oder gewöhnliche Überweisung, durch Scheck oder, mit schriftlichem Einverständnis des Fluggasts, in Form von Reisegutscheinen und/oder anderen Dienstleistungen.
Warum ihr also nur die Hälfte erstattet bekommen solltet erschließt sich mir nicht. Darüber hinaus ist der Ansprechpartner meiner Meinung nach natürlich das Luftfahrtunternehmen, und nicht der Flugmittler, hier bei euch Expedia.
Schauen wir uns dazu genauer Artikel 5 EU-VO an:
(1) Bei Annullierung eines Fluges werden den betroffenen Fluggästen
a) vom ausführenden Luftfahrtunternehmen Unterstützungsleistungen gemäß Artikel 8 angeboten,
b) vom ausführenden Luftfahrtunternehmen Unterstützungsleistungen gemäß Artikel 9 Absatz 1 Buchstabe a) und Absatz 2 angeboten und im Fall einer anderweitigen Beförderung, wenn die nach vernünftigem Ermessen zu erwartende Abflugzeit des neuen Fluges erst am Tag nach der planmäßigen Abflugzeit des annullierten Fluges liegt, Unterstützungsleistungen gemäß Artikel 9 Absatz 1 Buchstaben b) und c) angeboten und
c) vom ausführenden Luftfahrtunternehmen ein Anspruch auf Ausgleichsleistungen gemäß Artikel 7 eingeräumt, es sei denn,
Es ist die Rede vom "ausführenden Luftfahrtunternehmen". Und das wird ja nun Air Namibia gewesen sein, nicht Expedia als Online-Reisebüro. Das Geld für den Flug wird denke ich außerdem, logischerweise, bei der Fluggesellschaft Air Namibia liegen, und nicht beim Reisebüro als Flugvermittler.
Insofern denke ich persönlich, dass eine Erstattung der Flugscheinkosten vollständig zu erfolgen hat, nicht hälftig, und von Air Namibia.
Darüber hinaus spricht du von Schadensersatz. Dabei denke ich an Artikel 7 EU-VO, der bei einer Annulierung auch in Frage kommen kann:
(1) Wird auf diesen Artikel Bezug genommen, so erhalten die Fluggäste Ausgleichszahlungen in folgender Höhe:
a) 250 EUR bei allen Flügen über eine Entfernung von 1500 km oder weniger,
b) 400 EUR bei allen innergemeinschaftlichen Flügen über eine Entfernung von mehr als 1500 km und bei allen anderen Flügen über eine Entfernung zwischen 1500 km und 3500 km,
c) 600 EUR bei allen nicht unter Buchstabe a) oder b) fallenden Flügen.
Diese Entschädigungszahlungen entfallen aber, soweit die Annulierung des Fluges auf außergewöhnliche Umstände zurückzuführen ist, und die Airline dies substantiiert darlegen kann, siehe Artikel 5 Absatz 3. Und:
AG Frankfurt, Urteil vom 17.01.14, 30 C 2462/13, (auch ganz einfach zu googlen unter "AG Frankfurt 30 C 2462/13 Reise-Recht-Wiki.de")
In diesem Urteil wird noch einmal hervorgehoben, dass die Fluggesellschaft substantiiert vortragen und darlegen muss , wie es zu dem außergewöhnlichem Umstand gekommen ist, wenn sie sich darauf berufen möchte.
Falls Air Namibia also nicht klar machen kann, dass solche außergewöhnliche Umstände vorlagen kann es sehr gut sein, dass Ausgleichsansprüche finanzieller Art wie oben beschrieben für euch in Frage kommen.
Leider sagst du nichts genaueres über eure Flugverbindungen, und insofern ist meine oben dargelegte Meinung nicht in Stein gemeißelt. Für eine rechtskundige Beratung steht euch in erster Linie ein Anwalt zur Verfügung, gerade auch, weil ich mir persönlich vorstellen könnte dass es problematisch ist, dass dies alles letzten September passiert ist, und wir nun bereits April haben.